Renate Rath: Ein Halbes Ganzes werden

HEILUNG IN DER TRAUER

Renate Rath, geb. 1960 in Stendal, nach der Schule hat sie den Beruf einer Krankenschwester gelernt und bis 1984 in diesem Beruf gearbeitet. 1984–1988 Theologiestudium in Erfurt, Vikariat und erste Pfarrstelle nach der Ordination 1990 in Bad Dürrenberg. 1995 Wechsel in die Arbeit als Klinikseelsorgerin in einem Psychiatrischen Fachkrankenhaus und in einer Lungenfachklinik im Harz. In letzterer Klinik beteiligt am Aufbau der Palliativstation und Mitarbeit dort, ebenso Aufbau und Leitung eines ambulanten Hospizdienstes, zuletzt innerhalb der Klinik seelsorge leitende Tätigkeit im Ethikkomitee der Lungenfachklinik. Ihre erste Ehe bis Tod des Ehemannes 2016 ist Anlass für dieses Buch. Durch eine zweite Liebe Umzug nach Bayreuth und Arbeit in der Klinikseelsorge im Kulmbacher Klinikum von 2021 bis 2023, dem Beginn des Ruhestandes.

Verschiedene Veröffentlichungen zu den Themen Klinikseelsorge, Palliativ- und Hospizarbeit, Begleitung Sterbender und Trauernder, sowie in früheren Jahren religionspädagogische Texte.

 

Anlass für dieses Buch ist der Tod des Ehemannes im Sommer 2016. Dieser Verlust ließ die Autorin als zutiefst verwundete Frau zurück. Sie beschreibt sich als halbierte Persönlichkeit mit einer schmerzenden Wunde in dieser zurückbleibenden Hälfte ihres Seins. 

 

Dieses Buch nimmt die Lesenden mit auf den Weg zum inneren Heilwerden nach dem Verlust eines geliebten Menschen. Dabei wird ihnen neben persönlichen Erfahrungen die Kompetenz und das Fachwissen einer Klinikseelsorgerin angeboten, die in mehr als drei Jahrzehnten Menschen in Krisensituationen begleitet und unterstützt hat. Die Krönung dieser Heilung ist eine zweite, große Liebe der Autorin, die sie an der Seite ihres Mannes in Bayreuth leben darf.

 

Produktinformationen:

Autor: Renate Rath

Erschienen: 01.11.2024

Auflage: 1

Einband: Softcover (flex. Paperback) 

Umfang: 121 Seiten

Format: DIN A5 (21 x 14,8 x 0,7 cm)

Gewicht: 172 gr

ISBN-10: 3-939171-78-6

ISBN-13: 978-3-939171-78-2

15,00 €

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Rezension

 

zum Buch "Ein Halbes Ganzes werden" (Renate Rath) 
von Martin Ost

 

Die Verfasserin, Krankenschwester, Gemeindepfarrerin, Hospiz- und Palliativfachkraft und jetzt Klinikseelsorgerin – also professionell ausgebildet - geht bei der Frage nach der Bewältigung von Trauer von persönlichen Erfahrungen in der Trauer um ihren Ehemann aus. Das gibt diesem Buch einen eigenen Ton, da redet jemand nicht „über“ die Trauer, sondern vom Leben mit ihr und von Tagen und Nächten ohne den geliebten Menschen. Zum Eigenen dieses Buches kommen dann aber auch theologische und psychologische Hinweise zu Etappen der Trauer bis hin zu Ratschlägen, wie Menschen damit umgehen können. Eine Ratgeberin aus eigener Erfahrung: Das Buch kann manchem Menschen in Trauer helfen und eignet sich auch als Grundlage für Gespräche in Trauergruppen. Mir freilich sind die „Erinnerungen an Felix“, einem Brief, den sie an den Verstorbenen schreibt, zu persönlich und privat, aber ich weiß, dass nicht wenige Menschen eine andere Grenze zwischen Privatem und Öffentlichem ziehen als ich es tue. Wem es ähnlich geht, kann das Kapitel überlesen, die gemeinsame Biographie wird dann ohnehin erzählt. In der Schilderung ist die Autorin, die sich im Buch „Lisbeth“ nennt, schonungslos ehrlich: Das Miteinander war nicht nur schön, da gab es auch Fehler, Versäumnisse und manchen Tag, an dem die beiden einander fast verloren hätten, sich überfordert fühlten vom Miteinander neben all den eigenen Lasten und Aufgaben. Der Verstorbene war nicht nur ein geliebter Mensch, sondern manchmal auch schwierig und die Autorin nicht nur Liebende, sondern auch manchmal überfordert und mit eigenen Dingen beschäftigt. Wer immer mit Menschen zusammenlebt, kennt das – und kann Mut schöpfen, dass es anderen nicht anders ergeht. Schuld aber ist ein Thema in vielen Trauerprozessen, oft schambehaftet und verleugnet – unbearbeitet und unausgesprochen aber rumort sie manchmal den Rest des Lebens in Menschen. Besonders hilfreich finde ich die Kapitel mit Hinweisen zum Umgang mit Trauer: eigenen Erfahrungen folgen Hinweise zum Umgang damit, die in geistliche Impulse münden. Das sind nicht die Trauerphasen nach irgendeinem theoretischen Entwurf, was Rath schildert, ist das Durcheinander und Ineinander unterschiedlichster Gefühle, die in Trauernden umgehen und den Schlaf rauben können. Die Verfasserin entwickelt auch Gedanken zur Ewigkeit, zur Rolle von Träumen und anderem, das sie erfahren hat. Hier wird es wieder sehr persönlich, andere werden andere Erfahrungen machen oder das eine oder andere nicht nachvollziehen können. Traurige Menschen bewegen Fragen, zu denen die Bibel weitgehend schweigt oder in Bilden und Gleichnissen redet. Die evangelische Selbstbeschränkung, nicht mehr wissen zu wollen als die biblischen Texte lässt Menschen in Trauer in ihren Fragen eher allein. Hier finden sie Hinweise zum Weiterdenken. Leserinnen und Leser mögen selbstprüfen, welchen Weg sie mitgehen können, vielleicht helfen Gespräche, für die das Buch einen Ausgangspunkt liefert. Am Ende geht es darum, ein Ganzes zu werden – in dieser Welt immer nur in Teilen und vielleicht auf Zeit – die Hoffnung darauf aber hilft leben, auch mit der Schuld, die Trauernde oft plagt. Dass die Vf.in hier ehrlich und deutlich redet, scheint mir gerade an dieser Stelle hilfreich, denn die Versicherung, dass das alles doch nicht so schlimm gewesen sei, hilft Menschen nun wirklich nicht.